Auf der Jagd nach seltenen Genetiken – Expedition nach Sibirien, Juli 2024

Wild, wild Russia.

Vorstand

7/30/20242 min read

Growers Club Ost- und Mittelhessen: Auf der Spur seltener Genetiken – Forschungsreise nach Sibirien, Juli 2024

Der Juli 2024 war für den Growers Club Ost- und Mittelhessen mehr als nur ein Monat – er war ein Kapitel echter Pionierarbeit. Anstatt sich ausschließlich auf bewährte europäische Sorten zu konzentrieren, begaben sich die Mitglieder auf eine außergewöhnliche Reise in eine Region, die in der Cannabiswelt bislang kaum beachtet wurde: nach Sibirien – genauer gesagt in die Region rund um Nowosibirsk, dem Tor zur Wildnis im südlichen Westsibirien.

Warum Sibirien?

Die Region ist berüchtigt für ihr extremes Klima: lange, harte Winter und kurze, intensive Sommer. Genau diese Bedingungen bringen Pflanzen hervor, die besonders widerstandsfähig und anpassungsfähig sind. Für den Growers Club war das Grund genug, sich mit der dortigen Flora und ihrer Geschichte näher zu beschäftigen – mit besonderem Fokus auf natürlich vorkommende, wildwachsende Cannabis ruderalis-Populationen.

Diese Unterart von Cannabis ist bekannt für ihre Fähigkeit, unabhängig vom Lichtzyklus zu blühen. Ihre Robustheit gegenüber Kälte, Schädlingen und widrigen Umweltbedingungen macht sie für Züchtungsüberlegungen in Europa besonders interessant. Nicht zuletzt sind es solche ursprünglichen Pflanzen, die genetisch wertvolle Eigenschaften in sich tragen – etwa kurze Blütezeiten, kompakte Wuchsformen und natürliche Resistenz.

Botanische Eindrücke und genetische Vielfalt

Die Reise führte den Club in entlegene Dörfer entlang des Ob-Flusses, durch die Taiga bei Berdsk und in die offenen Steppen nahe Barnaul. Dort beobachteten sie wildwachsende Pflanzen, die sich deutlich von bekannten Indoor-Strains unterschieden. Vor Ort wurden diese Pflanzen dokumentiert, fotografiert und ihre äußeren Merkmale botanisch eingeordnet.

Besonders auffällig waren einige Populationen mit sehr kurzen Internodien, extrem fester Schalenstruktur der Blütenstände und ungewöhnlichen Blattfärbungen. Die Reifezyklen dieser Pflanzen scheinen perfekt auf die klimatischen Bedingungen Sibiriens abgestimmt zu sein – mit einer vollständigen Entwicklung innerhalb weniger Wochen im Hochsommer. Diese Merkmale deuten auf wertvolle genetische Potenziale für zukünftige Forschungs- und Zuchtprojekte hin.

Tradition trifft Pflanzenwissen

Ein besonderer Aspekt der Reise war der Austausch mit Einheimischen. Bauern und traditionelle Heilkundige berichteten von jahrzehntelanger Nutzung der Pflanzen – nicht als Rauschmittel, sondern zur Herstellung von Fasern, Tees und Salben. Hier zeigte sich erneut, wie tief die Pflanze in kulturelle Kontexte eingebettet ist – fernab westlicher Konsummuster.

Forschung mit Weitblick

Zurück in Hessen werden die Erkenntnisse der Reise nun in die Forschungs- und Zuchtplanung des Clubs eingebunden. Im Zentrum stehen Fragestellungen wie:

  • Wie können klimaresistente Eigenschaften mit europäischen Sorten kombiniert werden?

  • Welche Potenziale bieten ruderalis-dominante Pflanzen in der Terpenentwicklung?

  • Wie lässt sich robuste Genetik mit medizinisch relevanten Cannabinoidprofilen verbinden

Fazit: Der wilde Osten bleibt spannend

Die Forschungsreise nach Sibirien war für den Growers Club Ost- und Mittelhessen ein inspirierender Schritt in Richtung genetischer Vielfalt, tieferem Pflanzenverständnis und internationalem Austausch. Ohne dabei gegen geltendes Recht zu verstoßen, wurde Wissen gesammelt, das in künftige Projekte einfließen wird – mit dem Ziel, resilientere, vielfältigere und nachhaltigere Cannabissorten für die europäische Gemeinschaft zu entwickeln.

Die Zukunft wächst – manchmal dort, wo man sie am wenigsten erwartet.